Fachkräftemangel ein Luxusproblem

Wir haben genug gute Leute, wir setzen nur viel zu viele völlig falsch ein.

Ob nun ein Fachkräftemangel besteht, ist nicht nur branchenabhängig, er ist vor allem hausgemacht. Das Gallup Institut veröffentlicht jährlich fast identische Zahlen zum Engagement der Mitarbeiter. Demnach sind von allen Beschäftigten lediglich rund 15% mit vollem Elan bei der Sache. Der Rest macht entweder Dienst nach Vorschrift oder verhält sich sogar destruktiv. Diese Zahlen spiegeln sicher nicht die Wirklichkeit in einzelnen Unternehmen wieder. Letztlich bilden sie doch einen wie immer gearteten Durchschnitt ab. Und egal wie genau die Zahlen auch immer sein mögen, sie sind in jedem Falle desaströs, sie schreien uns geradezu jegliche Antwort auf die populären Fragen wie Fachkräftemangel, Demographie, heraufziehende Krisen oder Umgang mit Generation Y ins Gesicht.
Selbst wenn wir diese Zahlen höchst skeptisch betrachten und einfach einmal annehmen, sie seien falsch. Welches Bild erhalten wir dann?

Genau das selbe Bild!

Ok, machen wir die Probe aufs Exempel: Wir nehmen an, nicht 85% sind nur mit halbem Herzen dabei, sondern nur 40%. 60% aller unserer Mitarbeiter im Unternehmen arbeiten mit Leidenschaft, denken mit und immer auch voraus, stellen ihre persönlichen Belange auch einmal hinten an, halten zum Unternehmen auch in schlechteren Zeiten, feiern nicht krank, machen ordentlich Werbung im Bekanntenkreis und ziehen immer wieder gute Leute an Bord usw.
Lassen wir Synergie- und Kopplungseffekte außer Acht, dann verzichtet unser betrachtetes Beispielunternehmen immer noch auf mindestens 40% Markterfolg. Denn 40% tun nur, was angeschafft wird oder bremsen sogar.
In einem Unternehmen, in dem vier von zehn Mitarbeitern nur mäßig bis gar nicht motiviert arbeiten, vergiftet sich das Klima und die Motivierten werden zusehends weniger. Der Fachkräftemangel schlägt auf Dauer unweigerlich zu, denn dieses Unternehmen tut sich zunehmend schwer einen möglicherweise guten Ruf zu erhalten.
Was läuft falsch, wenn „nur“ 40% sich nicht richtig engagieren?
Die Führungsriege versäumt es schlicht, diese 40% damit zu konfrontieren, worüber die 60% sich offensichtlich bereits klar geworden sind: ihren Platz im Unternehmen.
Egal wie sehr wir im dritten Jahrtausend bereits angekommen sind und wie sehr wir in der Fülle der heutigen Möglichkeiten schwelgen. Wir ticken zu einem sehr großen Teil noch genau so wie vor vielen tausend Jahren. Und dieser Zustand wird auch die nächsten Jahrhunderte noch andauern. Denn so schnell ändert sich der Mensch in seiner Grundstruktur nicht. Die äußeren Erscheinungen sind da nur Beiwerk, das sich ohnehin laufend ändert.
Sonst gäbe es Hierarchiegerangel, Machtansprüche oder Statussymbole längst nicht mehr, da sie sich bereits seit Jahrzehnten als hinderlich für das Gemeinwohl herausstellen. Vielleicht taugt als Imagepolitur schon bald das dicke Auto nicht mehr, doch mit welchem Smartphone wir uns zeigen, wird auch in den nächsten Jahrzehnten noch ultrawichtig bleiben.

Hingabe einfordern

Und damit zeigt sich, wie wichtig es für den Einzelnen ist, innerhalb einer Gemeinschaft seine unumstößliche Geltung zu haben. Denn wir Menschen sind nun einmal äußerst soziale Wesen, die sich nur in Gemeinschaft brauchen voll entfalten können. Es ist für uns Menschen normal, von anderen gebraucht zu werden und anderen zu geben. Jeder will unter Seinesgleichen etwas gelten. Nur mit dieser Geltung fühlen wir uns richtig wohl. Diese Geltung müssen wir von jedem im Unternehmen einfordern. Ja, wir müssen es von unseren Mitarbeitern einfordern, dass sie sich richtig gebraucht fühlen.

Wie geht das?

Wir brauchen im Unternehmen eine Kultur des „Platzfindens“. Jedem im Unternehmen muss klar sein, dass es für ihn seinen ganz besonderen Platz gibt. Einen Platz der optimal seinen Stärken, Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten entspricht. Einen Platz, der sich natürlich im Laufe der Zeit verändern kann. Diesen Platz für jeden zu finden ist Aufgabe des Kollektivs, respektive der Führungsriege. Wir dürfen nicht den Fehler machen, diese Aufgabe allen selbst zu überlassen. Die meisten sind schlicht nicht in der Lage dazu. Wie die oben genannte einschlägige Studie sehr deutlich zeigt. Lieber bleiben sie im bekannten Leid, als Neues zu wagen mit mehr Befriedigung und Benefit für sich selbst und damit ihr Unternehmen.
Unternehmen haben ein höchst eigenes Interesse daran, dass sich so viele Mitarbeiter wie möglich wirklich gebraucht fühlen ihr Engagement, ihre Leistung Geltung bekommt sich möglichst alle Mitarbeiter von der Gemeinschaft Unternehmen für ihre Aufgabe entsandt fühlen.

Dann löst sich der diffuse Nebel Fachkräftemangel sehr schnell auf

Wenn möglichst viele im Unternehmen ihren Platz gefunden haben, dann ist die Arbeitsproduktivität und damit der Markterfolg weitaus höher reduziert sich die Fluktuation auf das notwendige gesunde Maß spricht sich das herum und weitere passende Mitarbeiter werden sich wie von selbst einfinden.

Was aber, wenn sich beim Finden des Platzes herausstellt, dass es den optimalen Geltungsbereich im Unternehmen doch nicht gibt? Sehr gut. Dann wird es ein anderes Unternehmen geben, wo dieser Mitarbeiter zu seiner optimalen Geltung kommt. Zwar haben wir dann damit einem anderen Unternehmen – und damit wahrscheinlich sogar der Konkurrenz – gedient. Doch das braucht uns nicht zu beunruhigen. Denn schließlich sorgen andere Unternehmen auch dafür, dass die genau zu uns passenden Kolleginnen und Kollegen ihren Weg finden und in unserem Namen ihren Fähigkeiten zur Geltung bringen.

Auf den Fachkräftemangel zu schimpfen und darin die Hürden der Zeit zu sehen ist zu kurz gegriffen. In allen Unternehmen finden sich Möglichkeiten, falsch eingesetzte Mitarbeiter besser zu positionieren und deren berechtigten Wunsch nach „gebraucht werden“ und „etwas gelten“ zu befriedigen.

Du hast Fragen? Melde Dich gerne!

Gute Zeit und Beste Grüße!

Jörg Romstötter 

PS:  Ein „Blick von Außen“ würde in Eurem Unternehmen mal gut tun? Dafür gibt es mich. Ruf gerne an.

 

1 Gedanke zu „Fachkräftemangel ein Luxusproblem“

  1. Toller Artikel! Um dem demografisch bedingten Rückgang der Erwerbsbevölkerung entgegenzuwirken, sind mehrere Lösungsansätze denkbar: Der frühere Eintritt in das Erwerbsleben, der spätere Austritt aus der Erwerbsphase, eine Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit sowie der Zuzug von ausländischen Arbeitskräften

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