Respektlosigkeit: Wer sich alles gefallen lässt, will das so

Ein Geschäftsführer erzählt von einem Fauxpas: „Ich hatte im scharfen Ton unsere Auszubildende (17) zurechtgewiesen. Daraufhin sieht sie mich mit festem Blick an und sagt ruhig: „Sie können auf zwei Arten mit mir sprechen: Vernünftig oder gar nicht.” Sie dreht sich um und geht.“
Der Geschäftsführer weiter: „Wie vom Blitz getroffen blieb mir der Mund offen stehen. Ich wollte noch etwas entgegnen, aber… Ich ging zu ihr an ihren Arbeitsplatz und entschuldigte mich bei ihr. Wir gingen zurück in mein Büro und klärten die Sache in Ruhe.”

Akzeptieren wir Respektlosigkeit, sind wir damit einverstanden

Niemand muss es sich eine respektlose Behandlung gefallen lassen. Jeder entscheidet es frei, ob er etwas gegen Respektlosigkeit unternimmt oder nicht. Respektlosigkeit müssen wir nicht hinnehmen. Ja es ist so, nehmen wir Respektlosigkeit hin, erklären wir uns mit dem Gesagten einverstanden. Für denjenigen, der einen anderen mies behandelt bedeutet das: „Ich habe wohl recht. Denn wenn ich nicht Recht hätte, würde der andere ja etwas gegen meine Aussage und Behandlung sagen oder tun. Doch der hat nur geschwiegen, die Augen gesenkt, irgendetwas gestammelt und dann getan, was ich wollte.”

Wer andere nicht respektiert, respektiert sich selbst nicht

Manche erleben über viele viele Jahre in Kindheit, Ausbildung und Beruf, dass ihre Anstrengungen  und Bemühungen nicht genügen. Egal, wie sehr sie sich auch immer bemühen. Viel zu oft wurden sie zurück- und zurechtgewiesen. Sie machten die Erfahrung, dass sie im Grunde weder geliebt noch gewollt sind. Falsche Vorbilder, die mit Respektlosigkeiten Erfolg hatten, runden das Bild auf die Welt noch ab: Wenn Du Erfolg haben willst, musst Du brutal sein.

Die Reaktion der Auszubildenden war altersgerecht

Zugegeben, die junge Frau hat ihrem Alter entsprechend gekonnt reagiert. Ihr sei eine gewisse Schnippigkeit und auch das „Noch-nicht-ganz-Aushalten-von-Blicken” zugestanden. Denn nach seiner Aussage einfach den Raum zu verlassen, kann auch als Respektlosigkeit gewertet werden. Dann gäbe sie mit gleicher Münze zurück, was das Problem niemals löst. Ihr sei zu Gute gehalten, dass ihr Chef zuvor einiges vom Stapel gelassen hatte und es ihr offensichtlich einfach reichte. Sie sah den einzigen Ausweg in einer kompromisslosen Unterbrechung und Vertagung der Diskussion. Das hat sie bravourös gelöst und ihre Worte mit unmissverständlichen Taten bekräftigt. Die Eltern der jungen Frau haben offensichtlich ganze Arbeit geleistet im Bezug auf Selbstwert und kommunikative Fertigkeiten.

Nach der Ausbildung ist mehr Standing geboten

Dem Auszubildendenalter entwachsen, ist es angebracht, sich nach einer klaren und respektvollen Aussage dem folgenden Blickkontakt zu stellen. Nur so beweist man wie ernst es einem ist. Denn eine wackere Aussage ist schnell mal getroffen, insbesondere wenn man dann das Weite sucht. Doch erst wer seinen Standpunkt unmißverständlich klar macht und sich dann allem Weiteren stellt, verschafft sich den nötigen Respekt. Schließlich soll dieses „Stop, bis hierher und nicht weiter!” der Beginn der respektvollen Behandlung in Zukunft sein.

Wie entsteht Respektlosigkeit? Wehret den Anfängen
  • Nur wer sich selbst nicht respektiert, behandelt andere respektlos.
  • Nur wer sich selbst nicht respektiert, wird von anderen auch nicht respektiert.
Nur Selbstannahme erzeugt eine respektable Haltung

Nehmen wir uns selbst an, entwickeln wir eine starke Haltung von innen heraus. Das nehmen andere wahr: wir gehen anders, stehen anders, bewegen uns anders, sprechen anders, unsere Augen zeigen Anderes. Das schützt uns nicht vor Respektlosigkeiten, denn Menschen mit einem instabilen Selbstwert (mehr dazu im weiterführenden Beitrag zur Respektlosigkeit) fühlen sich von selbstsicherem Verhalten provoziert und wollen sich über uns erheben. Damit machen sie sich zwar selbst noch kleiner. Denn aktive Selbsterhöhung wirkt immer gegenteilig.

Selbstannahme geht nur,  wenn wir uns selbst-an-nehmen

Nehmen wir uns vollständig selbst an, haben wir Respekt vor uns selbst und damit automatisch vor anderen. Begegnen wir uns selbst mit Respekt, tun das andere ebenfalls. Selbstannahme bedeutet, alle Fehler, alles Geschehene, wie wir aussehen, wie wir uns bewegen, wie wir sprechen usw. als wichtig für uns an zu nehmen. Wir sind nun einmal so, es ist geschehen, was geschehen ist. Punktum! Wir sind deshalb, was wir sind. Niemand ist perfekt und niemand hat ein perfektes Leben. In jedem einzelnen Menschenleben das je gelebt wurde und gelebt wird, gibt es Schönes und Häßliches. Für vieles können wir nichts und für vieles sehr wohl.

Selbstannahme heißt, sein Leben annehmen

Wir leben nunmal dieses Leben. Nehmen wir es jetzt und hier vollständig an, werden wir zum Gestalter unseres Lebens. Wir akzeptieren und erkennen dann, dass wir sehr viel gestalten und beeinflussen können. Dass wir die Macht darüber haben, wie mit uns umgegangen wird. Denn nur wem wir Macht über uns geben, der hat Macht über uns.

Und dann übernehmen wir auch Verantwortung für uns und so, wie mit uns umgegangen wird.

Unter „Respektlosigkeit und Respekt-Fordern zeigen Angst. So schützt Du Dich vor Respektlosigkeit. 5 Clous.“ findest Du fundierte Hintergründe zur Respektlosigkeit.

Video zur Respektlosigkeit

Wir sollten mal über die Situation in Eurem Unternehmen genauer sprechen? Melde Dich gerne!

Gute Zeit & Viele Grüße!

Jörg Romstötter

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Meine Hilfestellungen zur Selbstführung und damit zur Führung anderer, erscheinen nicht immer leicht in ihrer Umsetzung. Wobei sie sich gerne offenkundig plausibel, „einfach” und eingängig lesen. Diese Vorgehensweisen, werde in ihrer Umsetzung sowohl als äußerst einfach und äußerst schwierig empfunden. Je nachdem, welche Qualität innere „Arbeit” jemand schon mit sich angestellt hat. Selbstführung beginnt mit der Selbst-Begegnung. Ohne sie ist jede erlernte Vorgehensweise lediglich vordergründiges Tun und funktioniert nur rudimentär: Wir werden als „Tool-Anwender” entlarvt.

Selbst-Begegnung ist ein Stufenprozess: Wer eine „Stufe” erreicht hat, sieht sich unmittelbar mit der nächsten konfrontiert. Wer keine „Stufen” erkennt, ist nicht etwas schon „angekommen” oder gar „fertig”. Der sieht lediglich (unbewusst) von der nächsten Stufe weg. Was natürlich auch völlig ok ist.

Eine der wirksamsten Möglichkeiten zur Selbst-Begegnung und gleichzeitig zur Selbstführung ist seit jeher die Natur. Und dabei im Besonderen das Alleinsein draußen. Sich selbst ein wenig zuhören inmitten der weitenden, klärenden, stärkenden und erdenden Natur, ist ein ganz besonderes Geschenk. Ich wünsche Dir und mir den Mut, dass wir uns dieses Geschenk immer wieder machen.