Aggression: vom Stigma zum Erfolgsturbo

Aggressivität ist normal und wichtig. Aggression ist lediglich eine Form der Energie. Allein unser Umgang mit dieser Energie entscheidet über ihre Wirkung. Fehlgeleitet oder unterdrückt wird sie zur Zeitbombe mit dem Gespür für den falschen Augenblick.

Aggressionslos is nix los

Ohne ein gewisses Maß an Aggression sind ambitionierte Ziel nicht zu erreichen. Egal, welche Erfolge wir betrachten, sie sind alle durch Aggression entstanden. Und sei es, durch aggressive Geduld in Form unfassbarer Geduld oder aggressiven Sanftmut in Form fanatischer Gewaltvermeidung. Es braucht einfach Beharrlichkeit, Biss, Dickschädeligkeit, Mut, Haudegen-Mentalität, Gleichmut und dergleichen mehr, die alle nicht funktionieren, ohne ein stabiles Skelett aus Aggressivität. Denn auch unerschütterlich die andere Wange hinzuhalten ist ein pure Demonstration der Aggression.

Angst macht uns kleiner als wir sind

„Oh, dieser Frauen…!” oder „Oh, diese Männer…!” Da lauert sie die Zeitbombe und tickt genüsslich grinsend vor sich hin. Aggression ist die Mutter solcher Worte. Bleibt nun diese aggressive Energie sich selbst überlassen, wird sie genau da zerstören, wo es am empfindlichsten schmerzt: dort, wo das Vertrauen zum anderen Geschlecht noch nicht voll ausgereift ist. Wo Vorurteile und Enttäuschungen ein Feindbild (Dazu zwei Beispiele: Klick und Klick) geschaffen haben. Dort, wo die Angst herrscht. Angst ist zwar ein guter Verbündeter, wenn wir mit ihm ein Verhältnis auf Augenhöhe haben. Angst ist aber ein schlechter Herr, der uns kleiner macht als wir tatsächlich sind.

Wie kommt es zu solchen Feindbildern, die uns Angst machen?

Angst haben wir nur vor etwas das wir nicht kennen, oder als uns schädigend kennen gelernt haben. „Die Frauen” oder „Die Männer” als Feindbild wahrzunehmen rührt von zu wenig oder zu wenigen guten Erfahrungen mit ihnen. Ein „Die Frauen” oder „Die Männer” existiert nicht. Genauso wenig wie es ein „Die Menschen” gibt. Für jede erdenkliche Situation zeigen Menschen eine ganze Latte an Reaktionsmöglichkeiten. Haben wir zu wenig gute Erfahrungen mit einem Geschlecht oder Menschenschlag, haben wir schlicht zu wenig Kontakt oder Erfahrungen mit ihnen gesammelt. Oder aber wir sind unbewusst in Projektionen gefangen und können lediglich Bestätigungen für unsere vorgeformte Meinung erkennen. Ein „Ausnahmen bestätigen die Regel” ist dann das Äußerste was wir zulassen. Schade für die unzähligen entgangenen Möglichkeiten bis ans Lebensende.

Energie wirkt immer. Und wenn sie es als Schmerz tut.

Jede Energie muss wirken können. Energie zu unterdrücken und zu hoffen, sie löse sich dadurch auf, ist unmöglich. Das meine ich nicht spirituell, sondern ganz irdisch, ganz körperlich. Denn Energie in Form von Aggression ist ja bereits als Bewegungsenergie im Körper freigesetzt worden: der puterrote Hals, die verengten Augen, die gefletschten Zähne, die in der Hosentasche geballte Faust, das Herunterschlucken. Diese – meist unbewussten – Körperäußerungen zeigen ganz klar: hier ist Power.
Power, die viel zu viele viel zu oft und heftig wegzuleugnen versuchen. 80% der Menschen in Industrienationen leiden unter mehr oder weniger häufigen und starken Kopfschmerzen. Bei Naturvölkern ist diese Schmerzform unbekannt. Psychosomatisch wirkt die verkörperte Energie der Aggression sinnlos, ja sogar destruktiv als Schmerz direkt in der Zentrale des Industriemenschen.

Wie leiten wir die Zeitbomben-Energie geschickt um?

Ist die Aggressions-Energie bereits verkörpert als puterroter Hals etc. ist es freilich zu spät sie optimal umzuleiten. Was dann noch hilft ist Bewegung: Schreien, Kreischen, Fluchen, Aufstampfen, auf den Tisch hauen usw. Tief durchatmen ist keine Dauerlösung, denn sie suggeriert die Aggressionsbewältigung nur. Die Aggressions-Energie ist aber immer noch unvermindert da.
Schon viel besser ist: Sport, ein strammer Marsch an der frischen Luft, dabei die Gedanken bewusst frei lassen. Holzhacken oder was auch immer, das die Aggressions-Energie in produktives Tun wandelt.
Das ist gut, aber nicht optimal. Am besten ist es, sobald Energie in den Aggressionskanal zu fließen beginnt, sie sofort wertvoll zu kanalisieren.

Wie es geht, zeigt das Beispiel:

Wir beobachten, wie ein Vertreter des anderen Geschlechtes etwas tut, unterlässt oder sagt, das unser Vorurteil bestätigt und wir vernehmen ein noch verhalten aber dennoch deutliches Anschwellen der Aggressionsenergie.

Frage Dich:

  • Weshalb macht mich das so ärgerlich? Ganz konkret!
  • Was müsste genau anders sein, damit ich nicht ärgerlich werde? Hier dürfen wir uns nicht fragen, was der Beobachtete anders machen sollte, denn das wäre lediglich Futter für unsere Vorurteile und wir selbst würden wieder nichts zur Verbesserung beitragen.
  • Welche Voraussetzungen müssten im Miteinander/ im System/ in der Hierarchie/ der Aufgabenverteilung/ der Verantwortungsübergabe etc. gegeben sein, damit es niemandem so ergehen kann wie mir und aggressiv wird?
    Welche konkreten Verbesserungsvorschläge unterbreite ich wann und wem zu dieser Problematik der Aggressionsentstehung?
  • Was kann ich selbst jetzt gleich und in den nächsten Tagen konkret tun, damit in mir und evtl. anderen bei einem ähnlichen Fall keine Aggressionen entstehen oder diese sofort in die Verbesserung des Miteinanders fließen?
Best practise Tipp:

Gehe immer wieder hinaus in die Natur und nimm bewusst und aktiv Deine Aggressionsthemen mit. Die Natur fokussiert uns wie keine andere Umgebung auf unsere Herzensfragen, die wir nur uns selbst beantworten können. Frage Dich da draußen, wenn Du allein bist, ehrlich und frei, weshalb Du bei diesen Themen mit Aggression antwortest. Da steckt für Dich richtig viel Energie drin, die eine sinn- und damit wertvolle Wirkstätte sucht, nur leider noch nicht gefunden hat.

 

Gute Zeit & Viele Grüße!

Jörg Romstötter

Der Beitrag hat Dir einen Erkenntnis-Gewinn gebracht? Zeige Dich doch erkenntlich mit z.B. 1 €. Danke!

 

Meine Hilfestellungen zur Selbstführung und damit zur Führung anderer, erscheinen nicht immer leicht in ihrer Umsetzung. Wobei sie sich gerne offenkundig plausibel, „einfach” und eingängig lesen. Diese Vorgehensweisen, werde in ihrer Umsetzung sowohl als äußerst einfach und äußerst schwierig empfunden. Je nachdem, welche Qualität innere „Arbeit” jemand schon mit sich angestellt hat. Selbstführung beginnt mit der Selbst-Begegnung. Ohne sie ist jede erlernte Vorgehensweise lediglich vordergründiges Tun und funktioniert nur rudimentär: Wir werden als „Tool-Anwender” entlarvt.

Selbst-Begegnung ist ein Stufenprozess: Wer eine „Stufe” erreicht hat, sieht sich unmittelbar mit der nächsten konfrontiert. Wer keine „Stufen” erkennt, ist nicht etwas schon „angekommen” oder gar „fertig”. Der sieht lediglich (unbewusst) von der nächsten Stufe weg. Was natürlich auch völlig ok ist.

Eine der wirksamsten Möglichkeiten zur Selbst-Begegnung und gleichzeitig zur Selbstführung ist seit jeher die Natur. Und dabei im Besonderen das Alleinsein draußen. Sich selbst ein wenig zuhören inmitten der weitenden, klärenden, stärkenden und erdenden Natur, ist ein ganz besonderes Geschenk. Ich wünsche Dir und mir den Mut, dass wir uns dieses Geschenk immer wieder machen.