Neulich sagte ein Kunde zu mir: „Na, so richtig ausleben tut man sich eh nicht…“
Mmh. Wieso nicht?
Und, was ist ausleben genau?
Ist das eine individuelle Meinung oder betrifft das uns in unserer heutigen Lebensform im Allgemeinen?
Leben wir in einer Welt in der echtes Ausleben nicht (mehr) möglich oder nicht gewünscht ist?
Sperrt man Tiere und Menschen ein, werden sie krank. Depriviationssyndrom nennt man das sperrig oder Hospitalismus.
– Delphine schwimmen im Kreis
– Eisbären wackeln mit dem Kopf
– Elefanten werden aggressiv und töten ihre Wärter
– Die Rückenflosse der Orcas kippt um (Sie richtet sich in Freiheit dann wieder auf!)
– viele Tiere werden unfruchtbar oder entwickeln Hypersexualität
– und leider viele weitere Ersatzhandlungen mehr.
Menschen zeigen
– Leistungsschwäche
– schnelle Ermüdbarkeit, geringe Frustrationstoleranz und Aggression
– Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
– passive Grundstimmung
– motorische Verlangsamung
– Appetitstörung: zu viel oder zu wenig
– Störungen des Sexualverhaltens: zu viel oder zu wenig
– Erzwingen von Aufmerksamkeit
– Resignation
– Depression
– geringes Selbstwertgefühl, verminderte Kritikfähigkeit
– Angstzustände
– verminderte Verantwortungslosigkeit gegenüber sich und anderen
– Gedankenkreise, ständig gleiche Fragestellungen
– gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Kränkungen
– letztlich Angst vor allem Möglichen und vor dem Leben überhaupt: mangelndes Urvertrauen
– sowie Weitere um nur Einige zu nennen
Fällt Ihnen das Selbe auf wie mir?
Kann es nicht sein, dass sehr viele als gesund geltende Zeitgenossen diese Symptome zeigen?
Kann es nicht sein, dass wir uns einsperren ohne es zu wissen?
Heute klagt jeder 16. Jugendliche über Schmerzen, die erwiesener Maßen, keine körperlichen Ursachen haben. Eine Art von Phantomschmerzen mit psychischen Ursachen. Ich bin weder Mediziner noch Psychologe und maße mir keine Diagnose an.
Ich stelle jedoch zwei Fragen. Kann dies nicht ein Ausdruck sein für:
„Ich habe einen Schmerz (im Sinne von Verlangen), weiß aber nicht was ich brauche und wo und wie ich es befriedigen kann.“?
Oder:
„Ich erleide zu wenige echte Schmerzen. Ich will endlich einmal spüren, was wirkliche Schmerzen sind. Ich brauche das um festzustellen wie mein Körper reagiert und was ich aushalten kann. Ich brauche das um mich selbst vollständig zu spüren.“
Ein Ergebnis viel zu behüteter Kindheiten in welchen ungefährliche körperliche Schmerzen grundsätzlich als Katastrophen stigmatisiert werden. Wie Schürfwunden, Prellungen, Nagelrisse, Brennesselstiche, Ameisensäure, Zähne zusammenbeißen vor Anstrengung, heftiger Muskelkater, usw.
Aus-Leben
Interessant ist das Wort ausleben an sich schon. Sehr interessant, wenn Sie mich fragen. Aus-Leben. Aus dem Leben oder im Leben?
Ein Leben außerhalb des eigentlichen „Lebens“?
Tatsächlich zu leben scheint etwas anderes zu sein als das Leben an sich?
Das Leben anscheinend außer Rand und Band und Grenzen leben?
Welcher Grenzen? Wohl künstlich geschaffener, damit unnötiger und so schädlicher Grenzen?
Alles Gute!
Ihr
Jörg Romstötter