Die ganze Wahrheit über Wellness

Sie kennen sicher die Lehre des Pfarrers Sebastian Kneipp (1821 – 1897).
Er empfiehlt: kaltes Wasser, Barfußlaufen, ausgewogene Ernährung, Heilpflanzen und bewusstes Leben.
Welchen Alltag hatte der Mensch über Jahrhunderttausende bis hinein ins Mittelalter?
Kaltes Wasser war normaler als warmes. Wer sich um das Vieh kümmerte, Wäsche wusch, zwischen Weilern oder auf Jagd und Sammeltour unterwegs war kam zwangsläufig jeden Tag mit kaltem Wasser in Berührung. Ob mit den Armen beim Wasserholen, Fischen, etwas bauen oder den Beinen beim Durchwaten eines Baches. Regengüsse am Körper direkt zu erleben war eben so normal wie sich die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen.
Barfuß gingen die meisten. Hatten Sie „Schuhe“ waren das hauptsächlich Gebilde welche die Füße warm hielten und vor Schäden schützten. Weniger Geräte die den Untergrund völlig weg schluckten.
Vielgestaltig und Ballaststoff reich war die Ernährung und das in unseren heutigen Augen bewusste Leben war Alltag. Schließlich lebte man im engen Familien- oder Sippenbund. Jeder war mit seinem Beitrag zur Gemeinschaft wichtig, denn man konnte es sich nicht leisten unfähige Bremser mit zu schleifen. Es gab weise Frauen und Männer deren alleiniger Job es war das Wohl der Sippe zu gewährleisten (Druiden, Schamanen, Medizinmann/ Medizinfrau, Zauberer, Magier, usw.) und in diesem Zuge auch Heilpflanzen verabreichten.
Da hat Herr Kneipp auch nichts anderes getan als das bewusst zu machen, was bis gar nicht allzu lange vor seinem Wirken Alltag war und die Menschen sich – dank Industrialisierung – vom für den Menschen optimalen Alltag immer stärker entfernten.
Er hat bis heute wirkend es geschafft, dass sich die Menschen ein bißchen quälen und sich so etwas Gutes tun. Der tiefere Sinn dahinter bleibt freilich den meisten bis heute verborgen.
Man macht es eben und es tut – im Nachhinein – gut oder ist lustig oder neu.

Die Wirksamkeit ist medizinisch bis heute nicht bewiesen. Doch das ist egal. Wer es tut, fühlt sich wohler in seiner Haut und gesünder. Das allein reicht.
Auch wenn niemandem wirklich bewusst ist, dass er mit diesen Ritualen nichts anderes als Handlungen der über Jahrhunderttausende normalen Lebensform des Menschen ausführt.

Sie erkennen die Parallelen zu vielen Wellness-Angeboten?
Wellness ist nichts anderes als Urzeit nachempfinden.
Mit dem Vorteil viele Naturerscheinungen der gesamten Welt an einem Platz zu vereinen:
heißes Wasser mit Mineralien = heiße Quelle
mit Mineralien angereichertes Wasser trinken = unterwegs aus unterschiedliche Quellen trinken
warmer Sand = Wüste oder Strand
Licht und Dunkelheit = draußen leben und schlafen
Schlamm = Schlamm und Dreck beim Unterwegssein
kaltes Wasser = Bach durchwaten
kalte Dusche = Regen
Massage = ein anderer leckt einem die Wunden
heimelige oder sphärische Musik = ein bisschen Mystik und Seele heilen

Die unangenehme Wahrheit
Wellness wird nie ein vollständiges Erleben der Naturelemente in ihrer gesamten Wirkung sein. Man wird nie ein so tiefes und beglückendes Empfinden haben können wie in der Natur. Einfach weil man diese Anwendungen nicht da praktiziert wo sie herkommen: draußen in der Natur.
Wie schön und angenehm man es auch empfindet. Es ist und bleibt Kino.
Das echte Leben findet draußen statt.

Haben Sie einen Gedanken zum Beitrag? Dann freue ich mich auf Ihren Kommentar!

Alles Gute!

Ihr

Jörg Romstötter 

 

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