Wie Du urlaubst, so führst Du Dich selbst. Von A bis Z.

Sommer, Sonne und endlich Urlaub! Endlich mal weg von Stress und Verantwortung. Denkste! Wie wir urlauben zeigt uns, welchen inneren Mustern wir folgen. Und demnach, wie wir uns selbst führen. Letztlich, wie wir mit anderen umgehen und diese führen. Daraus folgt: Je besser wir uns kennen, desto weniger Fallstricke lassen uns straucheln.

Fallstricke der Selbstführungs-Kunst

Wie wir mit anderen umgehen, ist ein Ausdruck dessen, wie wir mit uns selbst umgehen und welchen unbewussten Verhaltensmustern, Überzeugungen und „inneren Gesetzen” wir folgen. Den geringsten Teil unseres Verhaltens und unserer Wirkung auf andere können wir bewusst steuern. Deshalb ist es so interessant, wenn wir uns in gänzlich anderer Umgebung und Kontext aufhalten. Da fällt uns häufig erst auf, wie wir uns tatsächlich verhalten, auf andere wirken und uns auch selbst Fallstricke legen.

Achtsamkeit
Lasse ich immer wieder etwas liegen oder verliere Dinge?
Habe ich ein Bewusstsein für Details und Signale? Traue ich mich durchaus auf diese einzugehen oder ziehe ich mein Programm stur durch?

Anspruchsdenken
Worüber bin ich enttäuscht? An was nörgle ich herum?
Wobei denke oder sage ich: „Das geht ja gar nicht!”
Vielleicht habe ich sogar mal Lust es gerade im Urlaub mit Askese zu versuchen?

Autokino
Fahre ich im hermetischen Mobil durch fremde Länder und Kulturen und sehe mir (wie im Kino) alles an? Interpretiere durch meine gewohnten Muster (Konstruktivismus) was ich sehe, doch habe im Grunde keinen blassen Schimmer, wieso vor Ort etwas wirklich ist wie es ist?

Bereicherung des Lebens
Finde ich Gespräche mit Einheimischen oder anderen Reisenden?
Lasse ich mich auf deren Weltanschauung ein oder missioniere ich?

Bewusstheit
Wähle ich meine Reiseaktivitäten bewusst, weil ich mit der Reise Lebensziele/-träume verwirkliche?
Oder weiß ich irgendwie selbst nicht genau, wieso ich urlaube wie ich urlaube?

Cleverness
Erfüllen einzelne Kleidungs- oder Ausrüstungsstücke mehrere Zwecke oder erkenne ich die Möglichkeiten der Mehrfachnutzung einfach nicht?

Demut
Ist alles toll, so wie ich es von zu hause gewohnt bin und vor Ort blicke ich (milde lächelnd) auf die „Eingeborenen” herab?
Vielleicht habe ich jedoch auch Lust von den Leuten zu lernen?

Emotionalität
Verstricke ich mich in heftige Diskussionen oder Streit mit Reisepartnern oder den Menschen vor Ort?
Projiziere ich große Erwartungen an die Glücksgefühle, welche die Reise auslösen soll?
Wie nehme ich die „Highlights” der Reise dann tatsächlich wahr? Auch so „grandios”?

Ersatzbefriedigung oder Flucht
Ist für mich der Urlaub „die schönste Zeit im Jahr” oder fühle ich mich auch während des weitaus größten Rest des Jahres in meinem Leben heimisch?
Bin ich im Alltagsleben eher ein Langweiler und im Urlaub lasse ich – auf welche Weise auch immer – die Sau richtig raus? Wie z.B. super exklusiv, super lustig, Saufereien, Orgien, Extremsport, extreme Abenteuer, Kicks usw.

Erholung
Genehmige ich mir im Urlaub auch mal Urlaub? Oder rase ich nur von einer Aktivität zur nächsten auf der Suche nach – ja was eigentlich?

Fernweh und Heimweh
Wonach sehne ich mich wirklich? Was ist das konkret, das solche emotionalen Schmerzen verursacht? Will ich wirklich hin wo ich hin will?

Flugangst
Lasse ich mich wirklich auf die Reise ein und bin bereit (viel von meiner gewohnten) Kontrolle abzugeben und mich einfach der Reise und seiner ganz eigenen Dynamik hinzugeben?

Geld
Lasse ich es so richtig krachen und „gönne” mir endlich mal was, ja lebe sogar ganz entschieden über meine (leistbaren) Verhältnisse? Wieso eigentlich? Was verspreche ich mir davon?
Vielleicht ist das Thema aber auch entspannt für mich und ich urlaube, wie ich eben urlaube. Aus mir selbst heraus. Geld und die ausgegebene Menge ist ein stimmiges Äquivalent dafür?

Humor
Welcher Nationalität entspricht meine ganz persönliche Art von Humor?

Kurioses
Welche Kuriositäten erlebe oder entdecke ich unterwegs? Mache ich zu hause auch solche Entdeckungen?

Lärm
Mag ich es im Urlaub laut? Was muss ich mit dem Lärm überdröhnen, die innere Stimme, die im Urlaub umso lauter schreit?

Narzissmus?
Nach welchen Kriterien wähle ich meine Destinationen? Will ich mit meinem Urlaubsverhalten „in” sein und gesehen werden? Auf welche Weise zeige ich der Welt, wie ich urlaube?

Organisation
Muss ich ständig Dinge suchen oder hat jedes Ding seinen festen Platz? Egal ob im Hotelzimmer, Auto oder gar Rucksack.

Planung, Struktur und Überraschungen
Plane ich alles übergenau und ziehe diesen Plan stur durch oder bin ich völlig planlos unterwegs?
Lasse ich Raum für Überraschungen und wie reagiere ich auf Unvorhergesehenes?

Reisekrankheiten
Welche Krankheiten bekomme ich (vielleicht sogar regelmäßig)? Lasse ich mich auf die „Lebensveränderung” gar nicht gerne ein? Erfülle ich mit der Reise (angebliche) Erwartungen anderer?

Routine und Gewohnheiten
Reise ich immer an die selben Orte oder sogar nie an den selben Ort?
Wo pflege ich stagnierende Routine, wo wohltuende Kontinuität? Wo bin ich hochgradig flexibel und wo lediglich aktivistisch?

Schein-Reise
Will ich alles wie zu hause und wähle im Grunde lediglich ein ansprechenderes Klima, meine jedoch wirklich Ahnung vom Reiseland zu haben?
Wodurch ich zwar an andere Orte reise, jedoch den Kern des „Reisen” noch nicht begegnet bin.

Seele der Dinge
Lasse ich zu, dass (einzelne) meiner Sachen eine ausgesprochen lange Lebenszeit haben? Einfach weil ich mit ihnen besondere Erinnerungen verbinde, ich mich sehr an sie gewöhnt habe oder ich sie als Ausdruck meines Wesens empfinde?

Selbstbegegnung
Sehne ich mich das Jahr über nach mehr Zeit für mich, endlich meine Lebensträume anpacken? Doch im Urlaub lenke ich mich durch seichte Lektüre, mit Aktivitäten vollgestopfte Tage, Bewusstseinsverklärung durch Alkohol und Drogen usw. und packe – obwohl ich nun Zeit hätte – meine Träume wieder nicht an? Vor was habe ich Angst?

Stille bzw. Ruhe
Mache ich wirklich mal „Urlaub”, also echte Pause vom Üblichen? Will ich wirklich mal „Abstand” um vielleicht aus der Distanz besser sehen zu können, was ich im Alltag eigentlich so treibe?

Sicherheitsbedürfnis
Habe ich grundsätzlich zu viele Dinge dabei, die ich nie brauche? (Außer Sicherheitsrelevantes wie Erste-Hilfe-Set, Medikamente usw.)
Habe ich, im Vergleich zu anderen, die ähnlich reisen, eher mehr, weniger oder in etwa gleich viel Gepäck dabei?
Suche ich „echte Abenteuer” buche dann aber doch wieder nur „Abenteuer-Konserven” bei „Abenteuer-Veranstaltern”?

Traumurlaub
Von welchen Urlaubsreisen träume ich? Was sind die wesentlichen Kernaspekte dieser Reisen? Wie kann ich diese Kernaspekte in meinem täglichen Leben leben?

Urlaubsort
Wie würde ein Außerirdischer meinen Urlaubsort und das was ich dort tue beschreiben?

Vertrauen
Fühle ich mich von Händlern, Taxifahrern, Kellnern usw. betrogen oder werde ich betrogen?
Werde ich immer wieder positiv überrascht, wie hilfsbereit, zuvorkommend und nett die Leute sind?

Wertigkeit
Verschleißen meine Kleidung und/ oder Ausrüstungsgegenstände auffallend schnell? Beanspruche ich sie wirklich so heftig, sind sie Plunder oder bin ich einfach zu grob?
Oder verschleißen sie auffallend langsam? Sind sie so hochwertig, habe ich ein Händchen für Material oder achte ich meine Sachen einfach nur sehr, weil sie mir etwas bedeuten?

Wer führt eigentlich?
Mag ich die Urlaubsorte und die Art zu reisen wirklich oder richte ich mich da nach jemand anderem und „erdulde” im Grund die Reise?

Zukunft
Wohin will ich zukünftig auf welche Weise verreisen/ urlauben?

Ich wünsche Dir echte Urlaube und echte Reisen!

Gute Zeit & Beste Grüße!

Jörg Romstötter

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Meine Hilfestellungen zur Selbstführung und damit zur Führung anderer, erscheinen nicht immer leicht in ihrer Umsetzung. Wobei sie sich gerne offenkundig plausibel, „einfach” und eingängig lesen. Diese Vorgehensweisen werden in ihrer Umsetzung sowohl als äußerst einfach und äußerst schwierig empfunden. Je nachdem, welche Qualität innere „Arbeit” jemand schon mit sich angestellt hat. Selbstführung beginnt mit der Selbst-Begegnung. Ohne sie ist jede erlernte Vorgehensweise lediglich vordergründiges Tun und funktioniert nur rudimentär: Wir werden als „Tool-Anwender” entlarvt.

Selbst-Begegnung ist ein Stufenprozess: Wer eine „Stufe” erreicht hat, sieht sich unmittelbar mit der nächsten konfrontiert. Wer keine „Stufen” erkennt, ist nicht etwas schon „angekommen” oder gar „fertig”. Der sieht lediglich (unbewusst) von der nächsten Stufe weg. Was natürlich auch völlig ok ist.

Eine der wirksamsten Möglichkeiten zur Selbst-Begegnung und gleichzeitig zur Selbstführung ist seit jeher die Natur. Und dabei im Besonderen das Alleinsein draußen. Sich selbst ein wenig zuhören inmitten der weitenden, klärenden, stärkenden und erdenden Natur, ist ein ganz besonderes Geschenk. Ich wünsche Dir und mir den Mut, dass wir uns dieses Geschenk immer wieder machen.